Das Studienfach "Skandinavistik"


Allgemeines

 

Im 19. Jahrhundert beschäftigte man sich im Rahmen der Germanistik auch mit den nordischen Sprachen und der nordischen Literatur. Da sich damals das Interesse jedoch vor allem auf den Ursprung und die Geschichte der deutschen Sprache richtete, befasste man sich fast ausschließlich mit den mittelalterlichen skandinavischen Quellen. Die Nordische Philologie war zu diesem Zeitpunkt ein Bestandteil der germanistischen Mediävistik, während heute das Schwergewicht des Faches in den meisten Instituten auf der Literatur und Kultur der modernen skandinavischen Staaten liegt. Dem trägt auch die heute meist übliche Bezeichnung des Faches als „Skandinavistik“ Rechnung. Im Laufe des 20. Jahrhunderts hat sich die Skandinavistik mit der zunehmenden wissenschaftlichen Spezialisierung als eigenständiges Fach etabliert.

 

Obwohl die Skandinavistik im Hinblick auf ihre Stellung an der Universität und der Zahl der Mitarbeitenden und Studierenden zu den „kleinen Fächern" oder den „Orchideenfächern" zu rechnen ist, bildet sie inhaltlich jedoch ein großes Fach, das aus mehreren Teilgebieten besteht:

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  • Der Literaturwissenschaft, die sich in die Ältere Literaturwissenschaft (Mediävistik) und die Neuere Literaturwissenschaft untergliedert.
  • Der Sprachwissenschaft, die sich sowohl diachron als auch synchron mit den skandinavischen Sprachen befasst.
  • Der zunehmend an Bedeutung gewinnenden Kulturwissenschaft, die allgemeine Fragen der Geschichte, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur aufgreift.
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Unter „Skandinavien“ werden hier Dänemark, die Färöer, Island, Norwegen und Schweden sowie die schwedischsprachigen Gebiete Finnlands verstanden. In dieser Definition macht sich sehr deutlich der philologische Hintergrund des Faches bemerkbar. Nur an den großen Skandinavistikinstituten in Deutschland kann die heutige in Skandinavien geltende Definition des „Nordens“ berücksichtigt und auch Finnland sowie in einigen Fällen das Baltikum mit eingeschlossen werden.

 

Spezielle Ausrichtung der Tübinger Skandinavistik

 

An der Universität Tübingen wird Skandinavistik als Bachelor-Nebenfach-Studiengang mit Schwerpunkt Mediävistik angeboten.

Hinsichtlich ihrer personellen Ausstattung zählt die Skandinavistik an der Universität Tübingen zu den kleinen Fächern. Die überschaubaren Verhältnisse ermöglichen den Studierenden, rasch und unkompliziert mit den Lehrenden in persönlichen Kontakt zu treten und erlauben eine sehr intensive Betreuung. Darüber hinaus zeichnen sich die Lehrveranstaltungen schon früh durch Forschungsnähe aus, sowohl in konkreten Inhalten und Fragestellungen als auch Diskussionen, wodurch bereits in anfänglichen Studienphasen ein kritischer wissenschaftlicher Umgang mit Primär- und Sekundärquellen vermittelt wird.

 

Die Nordische Abteilung besitzt ein festes Norwegisch- und Schwedisch-Lektorat.
Schwedisch, Norwegisch und Dänisch werden als wöchentlich vierstündige Intensivsprachkurse unterrichtet, die grammatikalische, semantische, landeskundliche und sprachpraktische Komponenten vereinen; auch die Lektüre aktueller Zeitungen und neuskandinavischer Literatur besitzt in den fortgeschrittenen Sprachkursen einen hohen Stellenwert.


Sprachpraxis wie auch interkulturelle Kompetenz kann ferner auch im Auslandsaustausch erworben werden: Vielfältige Kooperationen mit skandinavischen Hochschulen erlauben einen bis zu zweisemestrigen ERASMUS-Aufenthalt an Universitäten in Schweden, Norwegen, Dänemark, Island sowie Finnland.

 

In der Forschung liegen die Schwerpunkte auf der mittelalterlichen Literatur Skandinaviens, die vor allem aus narratologischen und kulturwissenschaftlichen Perspektiven betrachtet wird.
Eine enge Zusammenarbeit besteht insbesondere mit der germanistischen Mediävistik, der Mittelalterarchäologie sowie der Anglistik und der Religionswissenschaft. Dieser Studiengang bietet die Möglichkeit, altanglistische Inhalte, vor allem aus der altenglischen Literatur, in das Studium einzubeziehen. In der deutschen Hochschullandschaft ist dieses Angebot einzigartig.

 

 

Abteilungssprecherin: Juniorprofessorin Dr. Rebecca Merkelbach


Link: Abteilung Skandinavistik